Direkt gefragt
Daniel Mutz im Interview
Wir sind im 7. Stock im Büro von Daniel Mutz. Die Fensterfront ist geschwungen, der Raum hat einen dreieckigen Grundriss. Mehrere Flipcharts sind zum Sitzungstisch hin aufgereiht, stets zum Einsatz bereit. Ausgewählte Exponate auf dem Sideboard zeugen von einer Affinität für China. Ein Früchtekorb steht mitten auf dem Besprechungstisch. Daniel Mutz ist Ende vierzig, hat einen wachen Blick und eine klare Sprache. Er ist viel unterwegs, immer in Bewegung. Er hat sich die Antworten zurechtgelegt. Er will Überraschungen vermeiden, wenn es geht.
Das Interview zum Download
Wegen meiner Arbeit! Es erwarten mich hier nämlich spannende Themen, die ich nicht missen will.
Nach meinem Jahr in China suchte ich wieder eine Anstellung in der Schweiz. Die Stelle bei Pax war für mich ein wahrer Glücksfall.
ÜBERLEGT. Vermutlich, dass ich nicht nur rede, sondern auch gleich vormache. Als Mitglied der Geschäftsleitung ist es mir wichtig, den Spirit von Pax in die Kapillaren des Unternehmens zu tragen.
Aufrichtigkeit, Passion, Loyalität.
Ich gelte als gradliniger Mensch. Direktheit hat nicht zwingend etwas mit Geschwindigkeit zu tun. Je nach Situation lasse ich mir aber auch Zeit mit einer Antwort oder passe die Tonalität an. Inhaltlich ändert sich dadurch aber in der Regel nichts.
Es geht darum, authentisch zu sein, wertschätzend und unkompliziert. Wofür man steht, welche Haltung man hat, ist gerade für Menschen, die im Dienstleistungssektor arbeiten, wichtig.
Ich versuche, aufmerksam zu sein, wobei ich bei der Wertschätzung wohl ab und zu noch eine Spur zulegen könnte. In der Regel weiss man aber, woran man bei mir ist. Die sogenannten negativen Überraschungsmomente bleiben bei mir aus. Ich spreche einfach die Themen an, die mich stören.
Für mich war es einfach, da ich diesen Wert in meiner eigenen DNA trage. Wir haben uns gefragt, was uns selbst als Kunde wichtig ist. Sich auf Augenhöhe begegnen, Wertschätzung und Unkompliziertheit gehört für uns dazu. Das fasst "direkt" gut zusammen.
Glaubwürdig. Das ist für mich der Kern, auf dem die anderen Werte aufbauen.
Man kann Werte nicht per Dekret anordnen. Ich erwarte aber, dass sie die Werte nicht nur kennen, sondern auch versuchen, sie zu leben. Es geht aber auch darum, Vorbild zu sein und Mitarbeitende darauf hinweisen, wenn der Gap vom erlebten und gewünschten Verhalten zu gross ist. Ganz im Sinne von direkt. Bei Neueinstellungen achte ich darauf, dass bereits eine natürliche Verankerung der Werte besteht.
Ich kann ganz klar sagen: Pax hat sich massiv bewegt. Heute geben die Mitarbeitenden viel aktiver Feedback, suchen den Dialog, sind kommunikativ. Die Marke war sicher nicht nur nach Aussen, sondern auch intern eine Art Startschuss. Ein Kulturwandel dauert länger. Zwei Jahre reichen hier bei weitem nicht aus. Werthaltung ist keine Eintagsfliege, sondern ein Dauerbrenner.
Ich persönlich nutze im MBO sehr bildhafte und emotionale Formulierungen, bei denen es meinen ehemaligen Deutschlehrern wohl die Nackenhaare aufstellen würde. Aber nur so kann ich vermitteln, worauf ich bei der Werthaltung hinaus will. Eine MBO-Bewertung sollte nachvollziehbar sein, motivierend und aufbauend.
Im Verkauf geht es nicht nur Emotion, sondern auch um Fakten. Es gilt, beides in den Dialog einzubauen. Aktuell gibt es ökonomische Fakten, die keine Beschönigung zulassen. Und gerade gegenüber Vertriebspartnern gibt es kaum einen Grund, nicht Klartext zu sprechen. Bei der Vorsorge, die zukunftsgerichtet ist und emotionale Geschehnisse tangiert, muss es aber neben rationalen Argumenten auch Raum für Fantasie und Perspektiven geben.
Es gibt Dinge, die man beim Namen nennen muss. Und das tun wir konsequent. Die meisten Vertriebspartner schätzen diese Haltung.
Nein, im Gegenteil. Wir setzen auch im Marketing auf eine ehrliche und direkte Kommunikation. Pax blendet nicht. Sie finden bei uns beispielsweise keine Wunschwelt – also ein glückliches, pensioniertes Ehepaar mit dem weissen Labrador auf dem Deck der privaten Segelyacht. Vielmehr thematisieren wir unsere Herausforderungen und bringen unsere Botschaften nuanciert formuliert auf den Punkt. Unsere Kommunikation bringt unsere Haltung zum Ausdruck. Aber klar: Auch ein Skigebiet zeigt in seinen Prospekten weisse Hänge – Schneemangel hin oder her. Will heissen: Im Versicherungsgeschäft geben wir langfristige Leistungsversprechen ab, müssen aber die Renditeerwartungen laufend den aktuellen Gegebenheiten anpassen.
VERSCHMITZT. Klar, in der Freizeit trage ich farbige Happy Socks! Nein, Spass bei Seite, ich sehe keinen Unterschied. Ich schlüpfe weder in eine Rolle, noch trage ich eine Maske. Ich bin privat genauso, wie man mich im Büro erlebt. Im Geschäft bin ich einfach für unsere Genossenschafter und Vertriebspartner da und privat für meine Familie und Freunde.
Meine Arbeit macht mir viel Spass und bringt mich nur höchst selten aus der Balance. Geschäftliche Verpflichtungen am Abend begrenze ich in der Regel auf drei pro Woche. So kann ich meist gemeinsam mit meiner Familie zu Abend essen und es reicht sogar für Sport.
BLITZARTIG. Ferien.
ÜBERLEGT UND ERGÄNZT. Das heisst nicht, dass ich dann zwingend ungestört bleiben will. Als Frühaufsteher kann ich die morgendlichen Stunden zum Beantworten von E-Mails nutzen, bis wir dann alle startklar sind. Aber Ferien mit der Familie sind mir ungemein wichtig.
Ich sehe, was sich bewegen lässt und was ich dazu beitragen kann. Der Kulturwandel, der Umgang untereinander – alles sehr konstruktiv, das gefällt mir. Und es gibt noch einige neue Themen anzupacken. Da möchte ich unbedingt dabei sein.
Vielen Dank, Herr Mutz, für das anregende Gespräch.