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Wir lernen weiter

Wir lernen weiter

Damit die Schweiz für alle digital wird
Nachhaltigkeit ist für Pax kein Trend, sondern eine Überzeugung: Denn langfristiger Erfolg gelingt nur, wenn wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte im Einklang stehen. Deshalb unterstützt Pax die Swiss Sustainability Challenge der Fachhochschule Nordwestschweiz – eine Initiative für junge Unternehmen und Teams, die mit ihren Projekten nachhaltige Veränderungen vorantreiben. Wie wertvoll diese Förderung ist, zeigt das Beispiel von Wir lernen weiter, das 2020 den zweiten Platz belegte und seither nachhaltig Wirkung entfaltet.
Hinter Wir lernen weiter steht eine kleine aber starke Gemeinschaft, die sich für digitale Chancengleichheit einsetzt. Das Ziel: Jede und jeder in der Schweiz soll Zugang zur Digitalisierung haben – unabhängig vom Einkommen. Doch wLw macht mehr als nur Laptops fit für den zweiten Einsatz. Durch gezielte Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung schafft der Verein Bewusstsein für dieses wichtige Thema.

«Über 15'000 Laptops wurden gezielt an armutsbetroffene Haushalte weitergegeben»

Liebes wLw Team! Fast fünf Jahre ist es her, dass ihr einer der Preisträger der Swiss Sustainability Challenge wart. Was hat sich bisher getan?

Am 1. April 2025 feiert unser Verein sein 5-jähriges Jubiläum. Es gibt auch einiges zu feiern, denn unser Verein wuchs aus der Vision eines Einzelnen zu einer grossen NPO heran, die die Schweiz bereits nachhaltig verändert und unzählige neue Perspektiven geschaffen hat.
Über 15'000 Laptops wurden gezielt an armutsbetroffene Haushalte weitergegeben. Rund die Hälfte dieser Geräte gelang zu Lehrlingen, die sich wichtige Grundausrüstung ansonsten nicht leisten können. Heute arbeiten wir mit über der Hälfte aller Schweizer Gemeinden, zahlreichen kantonalen Migrations- und Integrationsstellen sowie Hilfswerken zusammen, um Laptops gezielt abzugeben.

Das operative Team besteht mittlerweile aus acht Angestellten (7.8 FTE) und zwei Auszubildenden. Wöchentlich werden in der Nebensaison im Schnitt 50 Laptops in die ganze Schweiz verschickt. In den Sommermonaten werden bis zu 200 Geräte pro Woche rausgelassen. Mittlerweile ist unser Verein auch auf die saubere Datenvernichtung zertifiziert, was das Vertrauen von immer mehr Unternehmen stärkt. Mit einer Gerätespende an wLw lässt sich mittlerweile dadurch auch ganz viel Geld sparen, da diese Datenlöschungen für die Spender und Spenderinnen kostenlos erfolgen.

 Es gibt aber auch weiterhin zu tun, denn der Bedarf ist weiter riesig. Wer heute über kein Arbeitsgerät für die digitale Welt verfügt, muss mit ernsthaften Konsequenzen im Alltag rechnen. So kann man heute an keiner Berufsschule am Unterricht teilnehmen, keine Bewerbungen zuhause schreiben oder auch schon nur alltägliche Dokumente verarbeiten und verwalten.
Obwohl unser Verein nicht politisch ist, hat unsere Arbeit auch in der Sozialpolitik viel bewirkt. Das Sozialwesen in der Schweiz ist vom Föderalismus durchdrungen und dadurch nicht überall gleich fair. Wer arm ist, wird je nach Kanton, Region und zu Teilen auch je nach Gemeinde anders behandelt: Besonders auf die Unterstützung für einfache Hardware-Ausstattung bezogen. Sogenannte Ermessensspielräume entscheiden leider immer noch viel zu oft darüber, ob jemand einen einfachen Laptop finanziert erhält oder nicht. Hier arbeiten wir eng mit der SKOS zusammen, welche hier als wichtige Drehscheibe und Bindeglied zwischen den Partnern im Sozialwesen wirkt.
Weiterhin erhalten wir leider viel zu wenig Unterstützung aus der Politik – sei dies auf nationaler oder kantonaler Ebene. Unser Verein ist weiterhin auch komplett selbstfinanziert. Wir erhalten für jeden verteilten Laptop einen Unkostenbeitrag. Diese machen rund 95% unserer gesamten Einnahmen aus. Eine Risikofinanzierung, die für ein Hilfswerk unserer Grösse so nicht mehr sein darf. 

Wir lassen uns von diesen offenen Baustellen aber nicht beirren. Nach dem Ansatz «Don’t hate the player, hate the game», werden wir mit dem Ansatz weitermachen, der uns bereits weit gebracht hat: Taten statt Worte!  

Inwiefern hat euch die Swiss Sustainability Challenge geholfen und auf eurem Weg unterstützt?

Der zweite Platz bei der SSSC hat uns punktuell ein wenig Publicity verschafft, allerdings hielt sich das Ausmass ebendieser in Grenzen. Das Preisgeld erhielten wir in einer Phase, in der wir allerdings sehr froh um jeden Franken waren. Dieser finanzielle Zustupf erlaubte es uns, wichtiges Ersatzmaterial zu beschaffen und die bescheidenen Pensen in der Anfangszeit mit ein bisschen weniger Risiko zu tragen – was auch wirklich wichtig war.

Was sind eure Pläne für die Zukunft und was steht als nächstes an?

Wir stossen aktuell an die Grenzen im Ausbau unserer Partnerschaften mit Gemeinden. Der bereits erwähnte Föderalismus behindert zunehmend unser Wachstum. Es ist also an der Zeit, das Vorgehen über Sozialdienste kritisch zu hinterfragen. Alternative Wege werden aktuell evaluiert, beispielsweise über Selbstdeklarationen. 
Diese grosse operative Änderung hängt aber mit diversen grossen Änderungen für das operative Team zusammen: Einerseits, dass wir uns bei einem Wechsel darauf einstellen müssten, selbst zielgerichtet Armutsbetroffenheit zu messen, und dass wir mit einem deutlich höheren Anfragevolumen rechnen müssen. Auch hier werden zentrale Fragen sein, ob wir genügend Geräte organisieren können, die hierfür notwendig sind.

Die nächsten fünf Jahre werden somit wieder mit vielen Ungewissheiten behaftet sein, aber der Purpose treibt uns voran. Wir wissen, dass unser Verein eine wichtige Lücke für die digitale Teilhabe schliesst, welche auf anderen Wegen im grossen Stil nicht geschlossen werden kann. Und zu wissen, dass auf unsere Arbeit viele armutsbetroffene Familien, Lehrlinge, aber im grösseren Kontext auch die Wirtschaft zählt, das gibt uns Mut. 

Wir hoffen, dass wir in den nächsten fünf Jahren auch auf politischer Ebene mehr Unterstützung erhalten – denn jetzt ist politische Unterstützung entscheidend: Mit Laptops, finanzieller Unterstützung oder einem Netzwerk, welches uns Zugang zu den beiden vorgenannten Punkten verschafft. Falls dies nicht geschieht, wird unsere Arbeit für die Gesellschaft weiter schwieriger bleiben, als sie eigentlich sein müsste. Denn wer unsere Arbeit mitträgt, setzt sich für eine digital inklusive Schweiz ein, die Kreislaufprinzipien mitunterstützt und weiss, wie wichtig digitale Grundlagenkenntnisse sind, um am heutigen Arbeitsalltag mitwirken zu können. 
Was wir wissen: Wenn unser Verein in den nächsten fünf Jahren scheitert, wird es nicht daran liegen, dass unsere Arbeit nicht mit sinnvollem Ressourceneinsatz vollzogen wird, sondern dass die Wichtigkeit der digitalen Inklusion einfach keinen Stellenwert geniesst. Wir werden alles daransetzen, dass dies nicht passiert und sind zuversichtlich, dass wir das packen werden. Nicht allein, aber mit anderen Akteuren, die die Wichtigkeit unserer Mission verstehen. Unsere Arbeit muss greif- und sichtbarer werden. Wir müssen auch die Konsequenzen der Nichtbeachtung unseres Wirkens klar aufzeigen. 

Was würdet ihr Teilnehmenden der SSC mit auf den Weg geben?

Bleibt selbstkritisch, verhindert administrative Overheads (gerade in der Anfangszeit) und hinterfragt Euer Vorgehen immer wieder aufs Neue. Wer sich auf Lorbeeren ausruht, macht keine Kilometer. Gerade durch dieses Mindset wurde unser Verein erst so gross und erreichte einen Impact, welchen in den letzten fünf Jahren wohl keine andere Organisation selbstfinanziert, erreicht hat: mit einem klar messbaren Mehrwert für die ganze Schweiz, dessen Erfolg nicht nur in Zahlen für sich spricht, sondern durch welchen auch viele digitale Anschlüsse, Hoffnungsmomente und dadurch auch Perspektiven geschaffen wurden. 
 

Über Wir lernen weiter

Seit dem April 2020 setzen sich eine handvoll Menschen dafür ein, dass aus Elektroschrott neue Perspektiven geschaffen werden können. Was vor wenigen Jahren noch ein Freizeitprojekt war, darf nun einen messbaren Impact für die Schweiz ausweisen; für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.